Tagebuch
 

6. März



StartEndlich in der Luft, wenn auch noch nicht auf dem Weg in Richtung Osten. Mit Karte und GPS ausgerüstet rolle ich an den Start. Gisela steht mit der Kamera an der Bahn bereit. Der Motor läuft ruhig, die Öltemperaturanzeige hat sich ein Stück bewegt - also: Gaspedal durchtreten und ab geht’s. Nach hundert Metern lupft es ein wenig, aber ich halte das UL noch ein bißchen am Boden. Dann aber ab nach oben. Erst einmal geradeaus bis auf 500 Fuß, dann eine Linkskurve und weiter nach oben. Rings um den Platz gibt es kleine Streifen mit Eukalyptusbäumen, dazwischen immer wieder Weiden, die allerdings mehr nach Sandplatz als nach Grasplatz aussehen. Viele Tiere sind nicht zu sehen. Hier in der Gegend werden viele Pferde gezüchtet oder als Reitpferde gehalten. Sie werden gegen die Hitze und die UV-Strahlung mit einer Art Mantel geschützt. Überall verteilt zwischen den Weiden und Bäumen kleine Bungalows. Weiter geht es in 1.500 Fuß Richtung Westen, nach Rockingham. Aus der Luft kann man sehr deutlich erkennen, daß sich dort ein Bungalow an den anderen reiht. Weiter zur Küstenlinie. Im Norden kann man ganz gut die Skyline von Perth erkennen. Über dem Wasser ist die Luft etwas ruhiger. Ich schaue mir noch den Yachthafen von oben an und mache mich dann auf den Rückweg. Keine Ahnung, wo sich jetzt Serpentine-Airfield befindet. Die Bahn und die etwa 40 Flugzeughallen waren schon vor einer Weile aus meinem Blick verschwunden. Auch die Karte hilft da nicht weiter, denn bei einem Maßstab von 1 : 1.000.000 fehlen ein wenig die Details. Aber das GPS weist zuverlässig den Weg. Noch einmal genau zehn Minuten geradeaus fliegen, um den Verbrauch zu ermitteln und dann geht es wieder im schnellen Sinkflug nach unten. Wir entschließen uns, nun den Flieger so zu bepacken, als wären wir schon auf Reisen. Die Sitzposition mit dem Gepäck im Rücken ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Basis sehr nah am Körper. Aber sonst gibt es keine Auffälligkeiten im Flugverhalten. Der Benzinverbrauch liegt immer noch bei etwa 13 Litern. Eigentlich zu viel für diesen Motor. Nach diesen Testflügen fühlen wir uns beide erheblich wohler.

LandungNun kommt die Feinarbeit. Es gelingt uns, die Packtaschen für die Flächen im Doppelprofil zu verstauen. Weil die Kabel für den Fleetfinder nicht ausreichend lang sind, besorgen wir uns Klingeldraht für die Stromversorgung und stecken den kleinen Kasten mit Sender und Empfänger in die Kieltasche. Wieder ein Teil unserer Ausrüstung sinnvoll aus dem Weg geräumt.

Ein freundlicher Pilot bietet sich an, Giselas Radverkleidung zu reparieren. Sie hatte bei dem Mißgeschick ausgerechnet an der Befestigung einen Riß bekommen. Mit der Bemerkung: "Es gibt Menschen, die haben noch deutlich mehr Pech als ihr", zeigt er uns sein Flugzeug. Mehrere Jahre hatte er es nach einem Bauplan zusammengebastelt, jetzt steht da nur noch ein Rumpf mit völlig zerdetschten Flügelholmen. Während des Starts war die Kabinenhaube aufgesprungen. Bei der anschließenden Notlandung wurde das Hauptfahrwerk nach oben durch die Fläche geschlagen. "Diesmal geht der Neubau schneller, ich weiß ja jetzt, wie man so etwas baut," meinte der Besitzer.

Am Abend gibt es noch ein fliegerisches Highlight. Frank (baut Kühlanlagen) nimmt uns mit zu einem kleinen Nachtflug nach Jandakot zum Tanken. Flugzeugbenzin ist mit etwa 50 Pfennig pro Liter in Australien übrigens billiger als Sprit an der Tankstelle. Für unverbleites Super muß man etwa 70 Pfennig bezahlen. Aber zurück zum Flug: unter uns zunächst nur vereinzelte Lampen, dann hier und da kleine Lichtinsel und schließlich immer dichter - wie leuchtende Stecknadelköpfe - die Lampen der Vororte von Perth. Lange Zeit kann ich nicht erkennen, wo genau die Landebahn ist. Ihre Lichter heben sich kaum von der Umgebung ab. Mit uns in der Platzrunde eine Cessna mit Flugschülern aus Indonesien. Frank rollt gleich zur Tankstelle, steckt seine Air-BP-Card ins Lesegerät und schon können wir die Flächentanks füllen. Kein Mensch auf dem Kontrollturm, niemand, der eilig Landegebühren kassieren will. Nach zehn Minuten sind wir wieder auf und davon. Zurück fliegen wir ein Stück entlang der Küstenlinie bis Rockingham, dann nach Osten. Plötzlich zeigt sich im Südosten ein heller Schein, der schnell größer wird: der Mond geht auf und taucht wenig später die Landschaft in einem merkwürdig bleiches Licht. Wieder suche ich verzweifelt nach dem Flugplatz Serpentine und wieder sehe ich die Lichter erst im Letzten Moment. Die Landung ist sehr spannend, denn Frank muß aufpassen, ob nicht plötzlich ein Känguruh über die Piste hoppelt. Eine solche Begegnung wäre für beide Seiten nicht sonderlich erfreulich. Irgendwie können wir die Sache mit den Känguruhs nicht glauben. Wir haben bislang keines gesehen. Erst in der Nacht hören wir ein Gehoppel, das eigentlich nur von Känguruhs stammen kann.


5. März || Kalender || 7. März