Tagebuch
 

11. März



Raventhorp

Wieder ein Stück weiter. Allerdings nicht so weit, wie gedacht. Das völlig unaustralische Wetter hat es verhindert. Zunächst lief alles Bestens. Die Nacht war sehr ruhig und wir haben beide bis 5:30 Uhr geschlafen, wie die Murmeltiere. Nach einer Dusche mit Regenwasser aus einem Riesentank und einer Scheibe Toast tauchte auch schon der erste Gast auf. Er brachte uns das fehlende Benzin mit. Als wir die Flugzeuge klar machten, die Taschen aufschnallten und die Karten noch einmal überprüften, zog ein Gewitter auf. Es bewegte sich gegen den bereits wieder frischen Wind und schien unsere Flugstrecke zu kreuzen. Die Entscheidung, noch nicht zu starten, erwies sich als vernünftig: ringsum donnerte und blitzte es. Später am Vormittag ging sogar ein heftiger Schauer nieder. Inzwischen war Harry wieder aus seiner Werkstatt aufgetaucht und bestand darauf, uns noch etwas zum Lunch zuzubereiten. Er hatte am Morgen eine Krebsfalle in einem dieser großen Wasserlöcher ausgelegt, die überall auf den Feldern das Regenwasser auffangen und den Rindern und Schafen als Tränke dienen. Um das Wasser zu nutzen, setzen die Bauern eine Art Flußkrebs oder wie es auf australisch heißt "......" aus. Sie werden mit Lupinen gefüttert. In den paar Stunden waren rund zwei Dutzend dieser schmackhaften Tiere in die Falle gegangen. Kurz in kochendes Wasser gegeben und schon stand eine eiweißreiche leichte Mahlzeit auf dem Tisch. Inzwischen hatte der Himmel aufgeklart, ohne daß allerdings der Wind nachließ. Nächster Landestop sollte Raventhorp sein, zirka 110 Kilometer weiter in Richtung Osten. Unter uns wurden die Abstände zwischen den einzelnen Farmen größer. Einmal entdeckten wir eine Farm, die über drei Tennisplätze und ein Basketballfeld verfügte. Weit und breit aber keine Nachbarn, die man zum Doppel hätte einladen können.

RavenWir hatten vor dem Start die BP-Station von Raventhorp angerufen und gebeten, uns Benzin zum Platz zu bringen. Bevor der Tankstellenbesitzer persönlich kam, hatten sich schon zwei interessierte Besucher eingefunden, die uns hatten landen sehen und nun wissen wollten, was das denn für komische Fluggeräte sind. Während wir auf den Tankwart warteten, zogen genau in Flugrichtung wieder dunkle Wolken auf. "Absolut unüblich für diese Zeit des Jahres," versicherten uns die Australier. Aber das nützte uns wenig. Um auf der sicheren Seite zu sein, entschieden wir uns zähneknirschend, die Flieger wieder im Windschatten einer Baumreihe festzuzurren und in diesem verschlafenen Nest zu übernachten. Die Entscheidung war richtig, denn wenig später zog sich der Himmel endgültig zu, und es ging wieder ein Gewitterschauer nieder. Da allerdings saßen wir schon in einem der vier "Speiseplätze", um unseren Bauch zu füllen. Immerhin gibt es in diesem ca. 400-Seelen-Dorf mit Straßenkreuzung zwei Tankstellen mit Schnellimbiß, ein Hotel mit Restaurant ("They had a change. The Chief is gone, now there is only a cook.") und den Ansatz eines kleinen Restaurants mit take away. Leider gibt es in dem Motel, in dem wir untergekommen sind, keinen Telefonstecker, so daß dieser Tagebuchbericht erst mit Verspätung nachgereicht werden.


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