Tagebuch
 

13. März



Caiguna

160 Kilometer gerade aus. Das ist der Eyre-Highway, der von Balladonia bis Caiguna verläuft und - von dieser Seite aus gesehen den Beginn der Outbacks darstellt. Benannt wurde er nach John Eyre, der 1841 als erster Forscher die Ost-West-Durchquerung des Kontinents in fünf Monaten geschafft hat. Wie ein straffer Faden bis zum Horizont gespannt, zieht sich die Teerstraße unter uns durch das für uns sichtbare Stück dieses Planeten. Dank der Karte wissen wir, daß irgendwo ein kleiner Knick kommen wird und der Strich dann nicht mehr ganz so gerade in eine andere Richtung weiter geht. Nach der Erfahrung gestern sind wir heute gleich von CaigunaAnfang an nach dem Start in Norseman auf über 1.500 Meter Höhe gestiegen, um den hier herrschenden leichten Rückenwind zu nutzen. Zunächst noch über leicht gewellte Landschaft mit diesem langweiligen schwarzbraunen Bewuchs und vereinzelten Salzseen. Dann schließlich weniger Bäume, mehr Büsche und Grasflächen. Weil mein Treibstoffvorrat wahrscheinlich nicht bis Balladonia reichen würde, habe ich mich zu einer Zwischenlandung in Fraser entschlossen. Ein kleiner Landestrip, von drei Seiten durch Hügel eingeschlossen. Er gehört zu einer kleinen Farm, aber gegenwärtig ist dort auch das Camp einer großen Straßenbaustelle untergebracht mit Dutzenden von Wohncontainern. Sofort ist die Frau des Farmers da und hilft mit, das Trike nach einer sehr turbulenten Landung festzuhalten. Für mich steht fest, bei diesen Windverhältnissen komme ich hier nie wieder weg. Die Gefahr ist zu groß, daß ich in eine Rückenwindphase gerate und in den Bäumen am Ende der Bahn lande. Gisela war weiter geflogen und ich bat die Farmersfrau, in Balladonia anzurufen und die Lage zu schildern. Während sie noch telefonierte, ließ der starke Wind vorübergehend nach und ich faßte allen Mut zusammen. Und tatsächlich, ich kam einigermaßen ordentlich aus diesem Talkessel heraus und konnte nun auch Kurs Richtung Gisela nehmen. Nach einer einsamen Stunde in der Luft dann die Landung in Balladonia. Der Chef der Tankstelle rückte seinen Wagen heraus, damit wir unsere Tanks die paar hundert Meter zwischen Zapfsäule und Fliegerparkplatz transportieren konnten.

Dummerweise war bei beiden Fliegern die Stromversorgung ausgefallen, so daß wir für das bisher langweiligste, zwei Stunden lange Stück auf jeglichen small talk verzichten mußten. Die Landung auf der fast 1.000 Meter langen Bahn neben dem Motel war alles andere als einfach. Der Wind am Boden pfiff sehr böig genau von der Seite und wir kamen beide beim Aufsetzen arg ins Schlingern. Inzwischen stehen die beiden Trikes abgerüstet neben einem kleinen Motorflugzeug. Es gehört Harry Walton, er ist unterwegs nach Perth. Wir kommen ins Gespräch und siehe da, Harry ist gut bekannt mit unserem guten Geist, Garry Leach, der uns so außerordentlich viel bei den Vorbereitungen geholfen hat und auch jetzt jeden Tag nachfragt, welche Fortschritte die Reise macht.

Wir sind trotz oder vielleicht auch wegen der fünf Stunden Flug heute ziemlich geschafft. Obwohl das Steuern nur am Anfang und am Ende eines Fluges richtig Arbeit ist, merke ich, daß ich besonders in größerer Höhe doch ganz schön verkrampft in meinem Trike hocke. Deshalb ist nach zwei Anrufen in Bremen und Hamburg und einem merkwürdigen Pfeffersteak mit Spitzen-Pommes im Roadhaus erst Mal Schluß für heute.

Nachtrag: Die australische Regierung will auch die etwas abgelegenen Gemeinden an die große weite Welt der Datenkommunikation anbinden und hat deshalb in diesen Orten Telecenter eingerichtet. Das ist nichts anderes als ein öffentlich zugänglicher Raum mit allen modernen Multimediaangeboten, die unter Anleitung benutzt werden können. Am Vortag der Eröffnung des Telecenters in Norseman durften wir schon rein, konnten unser Tagebuch absetzen und einige Emails lesen.


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