Tagebuch
 

23. März



Bidura Farm

Heute mußten wir nur für kurze Zeit in die Luft. Von der saftigen Flußniederung des Murray Rivers eine knappe Stunde nach Osten in einen der wohl trockensten Teile des Landes, in dem sich noch Farmen befinden. Doug Clark hatte uns vorher noch zu einer kleinen Rundfahrt durch den ansehnlichen Ort Mildura mitgenommen.

KänguruhHier werden Weintrauben für die Weinkellereien, als Tafeltrauben und zum Trocknen für Sultaninen angebaut. Außerdem Mandarinen und Orangen. Außerdem gibt es noch Pistazien und Walnußbäume. Die Gegend macht keinen sehr armen Eindruck. Ganz anders das Land rund um die Bidura Farm von Greg und Loraine Ayson. Seit sechs Jahren ist der Regen weitgehend ausgeblieben. Wenn dann mal ein Gewitter niedergeht, wird das Land sofort grün. Jetzt aber überall braunroter Staub und ein paar abgestorbene Bäume. Wie sich hier Känguruhs und Schafe halten, ist uns schleierhaft.

Greg und Lorrain haben ihre Kinder früh uns dem Haus geben müssen, denn weiterführende Schulen sind so weit weg, daß es nur per Internat zu bewältigen ist. Sie mühen sich redlich, mit Schafen und ein wenig Hundezucht das Geld für den Lebensunterhalt zusammen zu bekommen. Einige Tausend seiner über 5.000 Schafe hat Greg auf besserem Land "zur Miete" untergestellt, aber auch das sind Kosten. Strom kommt aus dem Generator und der nächste Nachbar ist etwa 15 Kilometer entfernt.

Eine schwierige Vorstellung, daß die beiden manchmal sechs Wochen lang nicht in die Nähe eines Geschäftes kommen. Aber sie sind nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Ihr Telefon funktioniert über eine Funkstrecke und selbst der Internet-Anschluß ist einigermaßen stabil. Bevor wir uns zum Abendessen setzen, fahren wir mit Greg auf die Schafweiden und bringen den Tieren große Heuballen, damit sie mal was anderes als nur dorniges Gestrüpp zu knabbern haben.

Unterwegs schießt Greg zu unserer Verblüffung zwei Känguruhs. Er braucht das Fleisch für seine sechs Hunde. Wie alle anderen Farmer ärgert er sich über den Kinderglauben der Amerikaner oder Europäer, die in den Känguruhs niedliche Skippys sehen und nicht verstehen, daß die vielen Tiere den Schafen den Weidegrund streitig machen. Wir schildern beim Abendessen, wie es in Bremen zu geht und erfahren bei dieser Gelegenheit viel über das Leben in der Einsamkeit.


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